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Ein Forscher zwischen Handball, Internet, Turngerät und den Fliegen

1999 lockt die weite Welt

WÜRZBURG · Björn Brembs steht beim Bezirksliga-Spitzenreiter im Tor. Zählt man seine Hobbies auf, wundert man sich, daß er dafür überhaupt noch Zeit hat. 

¤ VON TRAUDL BAUMEISTER 

"Ich kann mir keinen Ort vorstellen, an dem ich lieber wäre" - Björn Brembs (26), Torwart der TG Würzburg, meint nicht etwa den Platz zwischen den Pfosten, sondern "mein Labor". In zwei Jahren, wenn seine Doktoranden-Zeit ausläuft, will er deshalb in jedem Fall weiter in der Forschung arbeiten. Daher hat er sich schon in einigen Universitäten umgesehen, studierte in Schweden, Kalifornien oder Schottland. 

Der gebürtige Würzburger mit der schwedischen Mutter hat mit zehn Jahren das Handballspielen angefangen. Zuvor war er allerdings schon mehrere Jahre in einer anderen Abteilung der Turngemeinde aktiv: Mit Vater Roland Brembs, einem eingefleischten TGWler, ging er schon seit seinem fünften Lebensjahr zum Turnen. 

Die Übungen an Reck, Pferd, Boden oder Barren haben ihn bis heute nicht losgelassen. Zweimal pro Woche turnt er heute noch in der Feggrube, obwohl sein letzter Wettkampf mittlerweile elf Jahre zurückliegt. "Ich lebe vom Training, auch in meiner Funktion als Torwart.", meint er. Als seine beste Zeit sieht er daher auch die Monate, als er bei einem schwedischen Zweitligisten trainierte. "Dreimal in der Woche stand ich damals in der Handballhalle". 

Abends in der Halle, tagsüber in der Biologie-Universität am Hubland: Brembs bezeichnet sich selbst scherzhaft als "Fliegendompteur". Beschäftigt er sich doch den ganzen Tag mit Forschungen an der Drosophila (Fruchtfliege). 

Inhalt seiner Arbeit sind Forschungen über einfache Lernvorgänge bei den Fliegen. Mit Hilfe eines Flugsimulators beobachtet er, wie sie auf Veränderungen der Umgebung reagieren und in der Lage sind, aus Erfahrungen (hell, dunkel, warm, kalt) zu lernen. Brembs beteiligt sich damit am Gesamtprojekt des Biozentrums, Abteilung Genetik, das Gehirn und seine Funktionen genetisch zu erforschen. 

Vor seiner Zeit als Doktorand hat Brembs als Hilfswissenschaftler außerdem die Internet-Seiten des Biozentrums begründet. "Als ich feststellte, daß sogar die katholische Fakultät im Internet ist, überzeugte ich meinen Professor, daß es für uns höchste Zeit sei, ebenfalls im Netz vertreten zu sein." Heute hat ein eigener EDV-Fachmann diese Arbeit übernommen. 

Doch der TGWler wurde dadurch weder arbeits- noch computerlos. Neben seiner eigenen Internet-Seite (http://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/~brembs) kümmert er sich um das Internet-Angebot der TGW-Handballabteilung (http://www.wuerzburg.de/tgw-handball) und hat dort neben diversen Handball-Links inzwischen einen wöchentlichen Ergebnisdienst installiert. 

Als sei das alles noch nicht genug, treibt es ihn außer ins Handballtor manchmal noch zu anderen Taten. Dann frönt er einer weiteren Leidenschaft: Der Liebe zu Schwertern, insbesondere aus Damaszener-Stahl. Den Grundstein hierfür legte eine Messerklinge aus Aberdeen (Schottland), für die er bereits Griff und Knauf gefertigt hat. 

"Für das Vorhaben, selbst Damaszener-Stahl zu schmieden, laß' ich mir aber Zeit", gesteht er. Horia Markel, sein Coach, wird es gern hören. Denn schließlich ist heuer die Bezirksmeisterschaft geplant. Und wenn der mit einer Schwedin verheiratete Markel nicht gerade rumänisch flucht, braucht er seinen Torwart auch, um mit dem zweisprachig aufgewachsenen Würzburger auf schwedisch Handballtaktiken durchzusprechen.