Freier Lauf der Emotionen
TGW-Handballer verpassen im entscheidenden Spiel den Aufstieg

TG 48 Würzburg -HSG Kitzingen/Ochsenfurt 23:25 (10:11)

Stefan Mantel

Es war eine Viertelstunde nach der Schluss-Sirene an einem Nebeneingang der Randersackerer Sporthalle am Sonnenstuhl: TGW-Trainer Horia Markel machte seiner angestauten Anspannung mit einem Tabak-haltigen Glimmstengel zwischen den Lippen Luft, als sich sein Gegenüber Stefan Gnandt dazu gesellte. Kurzer Glückwunsch vom Gegner, kleiner Plausch unter Fachleuten, dann gönnte sich auch Gnandt eine Zigarette.

In der Halle ließen die Spieler beider Teams ihren Emotionen weit mehr freien Lauf als ihre Trainer davor: Während die Spieler der HSG mit Sekt und Meister-Plakat in der Halle ausgelassen umher tollten, kauerte TGW-Keeper Armin Bausenwein wie ein Häufchen Elend in seinem Tor. Einige seiner Mitspieler wie Bernd Grammel, der erst in der zweiten Hälfte zum Einsatz kam und vier Tore erzielte, saßen konsterniert auf der Auswechselbank und auch Markus Lermig war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: "Wer so viele Chancen wie wir vergibt . . ."

". . . der hat den Aufstieg auch nicht verdient", wäre der Satz des TGW-Kapitäns wohl weitergegangen, wenn er ihn vor lauter Frust nicht abgebrochen hätte. Tatsächlich durften die Würzburger im entscheidenden und zugleich letzten Saisonspiel gegen den punktgleichen Verfolger nur gut fünf Minuten vom Aufstieg in die Landesliga träumen. Zu dem Zeitpunkt nämlich, als die Gastgeber einen 14:17-Rückstand erst ausglichen und kurz darauf in ein 19:18 verwandelten - es sollte jedoch die erste und zugleich letzte TGW-Führung im gesamten Spiel bleiben.

Dabei hatten es die Gastgeber vor über 400 Zuschauern, darunter lokale Sportprominenz wie DJK-Basketballer Burkhard Steinbach, durchaus in der Hand, der Begegnung nach nervösem und hektischem Beginn doch noch eine Wende zum Guten zu geben. "Aber ich kann die Bälle nicht selbst rein machen. Da kannst Du von Außen nichts mehr machen," haderte Markel, auf die vermutlich spielentscheidende Szene angesprochen. Denn just in dem Moment, als die Würzburger etwas Oberwasser zu bekommen schienen, spielten ihnen die Nerven einen Streich. 19:18 führte die TGW, als erst Lermig und dann auch noch Christian Werner beim Tempo-Gegenstoss zweimal völlig freistehend am glänzend parierenden HSG-Schlussmann Bernd Gaubitz scheiterten.

Der Rest des Spiels ist schnell erzählt: Gaubitz wuchs in den letzten Minuten in seinem Gehäuse über sich hinaus, vereitelte beste Einwurf-Möglichkeiten der jungen Würzburger Mannschaft, bei der Nachwuchsmann Hannes Moritz nur auf der Bank saß. Die HSG nutzte die Nervosität ruhig und routiniert zum letztlich verdienten 25:23 aus: "Die Arbeit eines Jahres ist damit fast umsonst gewesen," befand Markel.

Würzburg: Bausenwein, Bissinger - Moritz, 
Hartensuer, Lochner 4/2, Lermig 2, Werner 2, 
Arnold 4, Engel 1, Hauptmann 1, Listringhaus 
5, Grammel 4.
Kitzingen/Ochsenfurt: Gaubitz, Graf - Müller 
2, Schülling 7/4, Hack 6, Eisenmann, Samme-
tinger 1, Lackinger, Schmidt 4, Thomann 4, 
Böhm 1.
Spielfilm: 0:2 (5.), 3:6 (14.), 7:8 (23.), 10:11 
(30.), 12:12 (34.), 14:17 (42.), 17:17 (45.), 
19:18 (48.), 20:23 (57.), 23:25 (60.). Schieds-
richter: Feulner/Rost (Bad Neustadt/Schwein-
furt). Zuschauer: 400.

Insert from UHU