Schiebung in Kitzingen? 
Eine pikante Note erhält vom vergangenen (24./25.01.) Wochenende an wohl jedes Spiel einer Würzburger gegen eine Kitzinger Mannschaft, nachdem der Trainer des TV Marktsteft offiziell über sämtliche lokalen Printmedien den Burgfrieden mit dem Lokalrivalen TV Etwashausen verkündete. Es wird bereits spekuliert, ob man von einer "HSG Kitzingen" sprechen kann, in der "das Hauptziel in dieser Saison sein muß, dem TV Etwashausen zur Meisterschaft zu verhelfen" (O-Ton Raimo Wilde). Der letzte Sieg Sieg des TVM wurde bereits dem TV Etwashausen gewidmet (lt. "Die Kitzinger" Lokalzeitung). 

Oder handelt es sich um einen gewagten Publicity-Stunt, um möglichst viele Schaulustige zum Lokalderby zu locken, die sich mit eigenen Augen die "Hilfe" des TVM ansehen wollen? Das hat der TVM bei meist sowieso proppenvoller Halle eigentlich nicht nötig. 

Einiges steht zumindest fest: 

  1. Mit seiner zweiten Entgleisung (nach dem Betrugsvorwurf gegen zwei Würzburger Schiedsrichter) wird Herr Wilde sicherlich im Rennen um den Fairnesspokal weit ins Hintertreffen geraten. 
  2. Natürlich muss Herr Wilde verneinend auf die Frage antworten, ob bei derart einvernehmlichen Konkordat das Rückspiel TVM-TVE nicht schon entschieden sei.
  3. Mit seinem seltsamen "Engagement" wird Herr Wilde wohl auch dem ganzen Unterfränkischen Handball einen Bärendienst erweisen: Wer möchte denn noch gerne Schiedsrichter werden, wenn er über sich in der Zeitung lesen muss, er sei ein Betrüger? Wie soll die "Handball-Provinz" Unterfranken denn jemals ihrem Schattendasein entrinnen, wenn mit allen Mitteln versucht wird, hoffnungsvolle Ansätze unserem arg ins Hintertreffen geratenen Sport wieder auf die Beine zu helfen, zunichte zu machen. Und das bereits in einer sechstklassigen Liga, in der es wahrlich nicht um Millionen geht. 
  4. Man kann nur hoffen, daß Herr Wilde seine Einstellungen nicht der Jugend weitergibt, die er trainiert. Wenn junge Handballer so vorgelebt bekommen, wie man sich Schiedsrichtern gegenüber respektvoll verhält, wie man Niederlagen souverän wegsteckt und Leistungen anderer fair anerkennt, dann kann man sich denken, wie sie als Erwachsene handeln werden. Es gibt wohl nur wenige Eltern, die ihre Kinder in diesem Sinne aufwachsen lassen wollen.
  5. Sicherlich wird diese Polarisierung der Liga ein beträchtliches Motivationspotential bei einigen Würzburger Mannschaften freisetzen, die der "HSG Kitzingen" auf dem Handballfeld zeigen wollen, daß solche Aktionen nicht von erfolg gekrönt sein müssen.
Man wird sehen, welche Wellen diese erneute Kampfansage an die sportliche Fairness schlagen wird. Zu einer Popularisierung unseres in dieser Region ohnehin sehr leistungsschwachen Sports hat sie mit Sicherheit nicht beigetragen. In unserer Liga soll es ja auch schon zu Telefonterror gegenüber Meisterschaftskandidaten gekommen sein. Man kann sich fragen, was passiert, wenn der TV Etwashausen wirklich aufsteigen sollte. Dann geht es in der Verbandsliga natürlich um viel mehr als in der kleinen Bezirksliga... 
Björn Brembs
 

Hier die Passage des Berichts im Kitzinger Lokalsport-Teil der Main-Post: 

VON EIKE LENZ 

War da grade was? Raimo Wilde blickte drein wie ein nach der Uhr zeit befragter Spaziergänger. Nach einer Partie wie dieser hat man den Trainer schon in der Pose des Triumphators erlebt. Das 23:19 (11:11) gegen den TSV Rödelsee hätte alle mal einen Grund für ein rauschendes Fest geboten. Dieses Jahr aber scheint alles anders. Der TV Markt steft spielt Handball zur Zeit nicht zum Selbstzweck - er versteht sich als Verbündeter des TV Etwashausen, dem im Kampf um die Meisterkrone nach Kräften geholfen wer den muß. Hat Wilde Kreide gefressen, nachdem er letzte Saison noch wie ein Wolf über den Rivalen her gefallen war? Wahrscheinlicher ist diese Theorie: Ihm schwirrt immer noch die Partie gegen Waldbüttelbrunn im Kopf herum, als er seine Mannschaft von zwei Würzburger Schiedsrichtern verpfiffen sah. Die hätten ihr Amt mißbraucht, um die Position der TGW stärken, hieß es damals. "Vier Punkte haben uns die gekostet", hakte Wilde am Samstag ein.  

Zusätzlich noch ein bezugnehmender Bericht aus dem Würzburger Lokalsport-Teil: 

Die anderen ärgern 
VON TRAUDL BAUMEISTER 

"Die Würzburger Schiedsrichter Öhrlein (DJK/TV 73 Würzburg)/ Kraus (DJK Rimpar) haben uns vier Zähler gekostet. Das behaupte ich nach wie vor", sagt Raimo Wilde, Trainer des Handball-Bezirksligisten TV Marktsteft (3./21:7). "Auch wenn die TG Würzburg (2./23:5) damit gar nichts zu tun hat, finde ich, jetzt können wir Teams aus dem Kreis Kitzingen auch mal ein bißchen zusammenhalten." 

In diesem Sinn will der Handball-Lehrer auch die Äußerungen verstanden wissen, die diese Woche in der Kitzinger Lokal-Ausgabe unserer Zeitung zu lesen waren. "Der TV Marktsteft spielt Handball zur Zeit nicht zum Selbstzweck, er versteht sich als Verbündeter des TV Etwashausen (1./24:4)", hieß es da. 

Die Würzburger Konkurrenz, um Meistertitel und den Platz in der Aufstiegsrunde, also die TG Würzburg und DJK Waldbüttelbrunn (4./19:9), nahm diese deutlichen Anzeichen Kitzinger Solidarität mit gemischten Gefühlen auf. Schließlich steht das Rückspiel des TV Marktsteft in Etwashausen noch aus. Steht nach dem Sinneswandel von Wilde, der letztes Jahr Lokalrivale Etwashausen noch als Erzfeind betrachtete, der Sieger der Partie womöglich schon vorher fest? 

"Quatsch", sagt Wilde. "Selbst wenn ich es wollte, es ginge nie und nimmer, da etwas abzusprechen. Dazu ist die Rivalität unter den Vereinen viel zu groß. Wir haben ehrlich gesagt auch überhaupt keinen Kontakt zueinander. Alles, was ich möchte, ist die Konkurrenz im Derby auf ein normales Maß zurückzuschrauben, statt sich wie üblich fast die Augen auszukratzen." 

Seine Vision sei, einen einzigen starken Kitzinger Handballverein zu gründen, um Talente wie etwa Sven Sauerhammer künftig vor Ort halten zu können. "Dazu muß man natürlich erst einmal jedes Vereinsdenken ablegen", erklärt Wilde. 

Vielleicht ist der Wolf, wie Wilde in der Kitzinger Lokal-Ausgabe bezeichnet wurde, auch nur deshalb zahm geworden, weil er für sein Team keine Meisterschafts-Chancen mehr sieht. "Das ist heuer gelaufen. Den Meistertitel machen die TGW und Etwashausen unter sich aus. Mir bleibt nur, die anderen wenigstens noch ein bißchen zu ärgern." Wilde hat wohl vergessen: Wenn zwei sich streiten, kommt oft die Stunde des lachenden Dritten.